Inanna-chan Wie kann es eine Lösung für einen natürlichen Vorgang geben?
Wieso bist du denn so stark überzeugt, dass es sich ausschliesslich um einen rein natürlichen Vorgang handeln kann? Die enorme Komplexität dieser Thematik hast du bereits eingestanden. Daher ist es leicht einzusehen, dass keine Person dazu fähig ist, die korrekte Sachlage im Alleingang zu ermitteln.
Oder hast du dich etwa seriös in atmosphärische Physik und Klimatologie eingearbeitet, massenweise öffentlich zugängliche Klimadaten heruntergeladen, sie selbstständig statistisch ausgewertet, Resultate korrekt interpretiert und erfolgreich verteidigt vor einem Gremium von Fachkolleg*innen, die deine Arbeit kritisch unter die Lupe genommen haben?
Nein, das haben weder du noch ich getan. Wir können zwar unsere begrenzte Freizeit dazu verwenden, zumindest ansatzweise uns in diese Thematik einzuarbeiten, aber die Unmenge an Daten und enorme Komplexität des Problems hat zwangsläufig zur Folge, dass wir unserer lückenhaften Recherche nur mässig Vertrauen können. Und das im besten Fall. Im wahrscheinlicheren Fall ist unsere Recherche nicht nur lückenhaft, sondern zumindest teilweise auch fehlerhaft.
Bei kritischen Problemen, die informierte Entscheidungsfindung voraussetzen, haben wir nun zwei Möglichkeiten: Entweder wir stützen uns allein auf unsere lückenhafte/fehlerhafte persönliche Recherche—aber in diesem Fall soll man auch ehrlich sein und zugeben, dass man keine handfeste Stellung vertritt, und relativ leicht dazu bereit sein, seine Meinung bei Gelegenheit auch entsprechend anzupassen—oder wir ergänzen unsere selbstständige Recherche mit dem Fazit einer Person, die sich intensiver mit der Thematik befasst hat, oder noch besser, dem Konsens einer ganzen Gruppe solcher Personen.
Glücklicherweise gibt es in der Klimafrage tatsächlich einen breit gestützten Konsens von fachlich kompetenten Personen. Unglücklicherweise hast du aber bereits die gesamte, international betriebene Wissenschaft als Staatspropaganda abgestempelt (wodurch du dich unbekümmert in die Gesellschaft von Verschwörungstheoretikern begibst). Daher wundere ich mich, an welche Quelle du dich stattdessen gewendet hast, um nun so handfest davon überzeugt zu sein, dass anthropogener Klimawandel nur reiner Irrsinn sein kann. Die Annahme liegt nämlich nahe, dass du einfach das glaubst, was du glauben willst. Auch ich will nicht an den Klimawandel glauben, denn Spass macht das sicher nicht, im Gegenteil, die Ausgangslage ist unglaublich deprimierend (also von wegen «rosa Wolken»). Allerdings sehe ich mich aufgrund der Beweislage gezwungen, auch unbequeme Realitäten zu akzeptieren.
Inanna-chan und in Zentraleuropa (ja, mehrheitlich hier) wird weiter der selbstverursachte Weltuntergang propagiert.
Uff. Also: Zuerst soll mal festgehalten werden, dass das I in IPCC für Intergovernmental steht, und dass der wissenschaftliche Konsens dazu ein internationaler Konsens ist, der von Wissenschaftler*innen weltweit vertreten wird—auch aus Ländern mit komplett gegensätzlichen geopolitischen Interessen. Ja, auch die russischen, iranischen und chinesischen wissenschaftlichen Nationalakademien stellen sich genauso wie die amerikanischen wissenschaftlichen Institute hinter den Konsens. Stecken diese Länder alle heimlich unter einem Hut, betreiben dieselbe Staatspropaganda? Oder kann es womöglich sein, dass Staatsinteressen und Wissenschaft doch nicht immer deckungsgleiche Meinungen vertreten? (Natürlich hat die Politik in jedem gesellschaftlichen Bereich ihre Finger im Spiel, auch in der Wissenschaft, und darüber könnte man nuancierte Diskussionen halten—nicht jedoch, wenn die Ausganslage auf unverblümter Legnung und Verschwörung beruht.)
Ausserdem soll nicht vergessen werden, dass während der Trump Administration die Worte «climate change» praktisch aus dem Weissen Haus verbannt waren, und dennoch hat der wissenschaftliche Konsens dazu auch in Amerika nicht plötzlich eine Kehrtwende gemacht. Da die USA eine der weltweit grössten Umweltsünder und Produzenten von fossilen Brennstoffen darstellen, dürfte die US-Regierung furchtbar wenig Interesse daran haben, eine willkürliche Fiktion von anthropogenem Klimawandel zu fabrizieren. Staatspropaganda wird in der Tat betrieben, allerdings zutiefst verbittert in umgekehrter Richtung: Schon seit Jahrzehnten versucht die von der fossilen Brennstofflobby massiv beeinflusste amerikanische Politik, die Öffentlichkeit in dieser Angelegenheit zu verunsichern und die Klimawissenschaft im Keim zu ersticken (auf der republikanischen Seite natürlich stärker, aber auch die Demokraten tragen da eine wesentliche Mitschuld).
Inanna-chanTatsache ist, dass keine Prognose der letzten 70 Jahre je eingetroffen ist
Hier eine Studie, in der über ein Dutzend Klimamodelle zwischen 1970 und 2007 auf ihre Vorhersagegenauigkeit getestet wurden:
Fazit: We find no evidence that the climate models evaluated in this paper have systematically overestimated or underestimated warming over their projection period. . . While climate models have grown substantially more complex than the early models examined here, the skill that early models have shown in successfully projecting future warming suggests that climate models are effectively capturing the processes driving the multidecadal evolution of GMST [Global Mean Surface Temperature].
So, fürs Erste genug gepostet. Zum Thema Lösungsansätze und Preisanpassungen komme ich später noch, versprochen (meine Meinung dazu wird dich vielleicht überraschen).