Dieses Thema sehe ich ähnlich wie Elsurion. Konventionelle Schönheitsideale sind für viele Menschen komplett unrealistisch und daher auch mit viel Leid verbunden; zudem dienen solch eng konzipierte Ideale in einer Konsumgesellschaft wie der unseren ohnehin primär zur politischen Unterdrückung und der unersättlichen Akkumulation von Kapital.
Bei diesem Thema muss ich ausserdem immer an die Rede This Is Water des Schriftstellers David Foster Wallace denken, vor allem dieser Abschnitt ist wohl permanent in mein Gedächtnis eingenistet:
There is no such thing as not worshipping. Everybody worships. The only choice we get is what to worship. And the compelling reason for maybe choosing some sort of god or spiritual-type thing to worship–be it JC or Allah, be it YHWH or the Wiccan Mother Goddess, or the Four Noble Truths, or some inviolable set of ethical principles–is that pretty much anything else you worship will eat you alive. If you worship money and things, if they are where you tap real meaning in life, then you will never have enough, never feel you have enough. It’s the truth. Worship your body and beauty and sexual allure and you will always feel ugly. And when time and age start showing, you will die a million deaths before they finally grieve you. On one level, we all know this stuff already. It’s been codified as myths, proverbs, clichés, epigrams, parables; the skeleton of every great story. The whole trick is keeping the truth up front in daily consciousness.
Ich muss jedoch klarstellen, dass ich mit diesem Post nicht Individuen anprangern will, für die eine Anpassung an solche Schönheitsideale ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist. Auch wenn jemand ein gesellschaftliches (oder, bezogen auf die Rede von DFW, spirituelles/philosophisches) Problem intellektuell anerkennen kann, heisst das noch lange nicht, dass damit automatisch alle verinnerlichte Bedürfnisse ausgelöscht werden oder gesellschaftliche Zwänge keine Wirkung mehr haben. Das demonstriert zum Beispiel sehr schön die YouTuberin Natalie Wynn, welche nach ihrer operativen Gesichtsfeminisierung ein aufschlussreiches Video Essay zu diesem höchst verschachtelten Thema verfasst hat.
Ich persönlich habe ein ziemlich gelassenes Verhältnis zu meinem Aussehen. Sofern ich morgens jeweils meine "bed head" Frisur halbwegs bändigen kann und ich mich nach einer Dusche frisch und sauber fühle, gehe ich ohne Bedenken in die Öffentlichkeit. Bin zudem auch Brillenträger, was mich noch nie optisch gestört hat (wohl auch damit verbunden, dass ich das Glück hatte, nie während meiner Kindheit/Jugend dafür gehänselt zu werden).