Mir geht es sowas von schlecht. Gestern war mit der Physiotherapeutin abgesprochen, dass ich den Rollstuhl tagsüber aussen am Zimmer habe und im Zimmer mit den Stöcken gehe und den Rollstuhl für unten nehme. Ich habe dort auch klar gesagt, dass ich nur mache, was für mich ok ist, da es sonst nicht klappt. Das war am Morgen. Am Nachmittag spricht mich der Chef an und sagte, er sei überrascht, mich unten mit dem Rollstuhl zu sehen. Ich solle nur noch mit den Stöcken gehen. Habe gesagt, dass ich mich nicht getraue, weil ich im Lift nicht absitzen kann, sollte es nötig sein. Sein Kommentar dazu war, dass das die paar Sekunden schon geht und unten hätte es ja Leute die helfen. Verwirrt über die unterschiedlichen Anweisungen hab ich mich am Abend aufs Bett gesetzt und hab mir so meine Gedanken gemacht. Zu den anderen an den Tisch kann ich dann nicht mehr, das ist mit den Stöcken zu weit, also nur 3x zu den Mahlzeiten und sonst auf dem Bett sitzen. Dann wurde mir auf einmal klar, dass ich zum Essen nicht an einer Wand entlang gehen kann, ich muss den Gang überqueren. Dann liefen die Tränen einfach, da das für mich ein grosses Problem darstellt. Dann beschloss ich, dass ich in Zukunft nicht mehr zum Frühstück gehe, dann muss ich mich dem weniger aussetzen. Ich hab recht lange geweint, bis ich eingeschlafen bin. Ich war sehr nahe daran, mich wieder zu beissen, das habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht. Am Morgen ging ich nicht zum Frühstück. Habe dann noch mit einer Pflegerin geredet und die meinte, dass sie das versteht und mit dem Chef redet. Also habe ich den Rollstuhl wieder für unten genommen. Um 14 Uhr, dann ist Kaffee und Dessert (was ich übrigens ohne Rollstuhl auch ausfallen lasse), setzte sich der Chef zu mir und sagte, er verstehe das mit dem Lift. Ich soll mit dem Rollstuhl nach unten und dann mit den Stöcken zum Essen. Man müsse ja mal mit dem Training beginnen. Diese Aussage fand ich komplett daneben. Ich mache alle Übungen täglich, die mir die Physiotherapeutin aufgetragen hat. Da das offenbar nicht als Training angesehen wird, werde ich das jetzt bleiben lassen. Ich hatte extra vor dem Dessert die Schuhe angezogen, um, bevor ich wieder ins Zimmer gehe, die vier Treppenstufen rauf und runter zu gehen, was ich einmal am Tag machen sollte, aber nur mit Schuhen und nicht den Antirutschsocken. Aber da mir dann wieder die Tränen nur so runter liefen, fand ich es zu riskant, wäre zu wenig konzentriert gewesen. Da beschloss ich, keine der Übungen mehr zu machen. Was da verlangt wird, ist für mich purer Stress, das andere wäre dann zu viel. Meine Physiotherapeutin nimmt auf meine Agoraphobie Rücksicht, aber der Chef ignoriert das einfach. Ich bin momentan im Alles-Ist-Mir-Egal-Modus. Ich mache, was verlangt wird und wenn ich stürze, dann stürze ich halt.