red Wow, vielen Dank für diese kleinen, aber doch recht tiefen Einblicke! Ich habe ja auch schon viele Geschichten gehört und viele davon sind sicher auch wahr. Und ich will die ganze taffe Arbeitswelt in Japan auch nicht schön reden. Aber als ich vor 10 Jahren ein Jahr dort gearbeitet und mit meinen Japanischen Arbeitskollegen zusammengewohnt habe, haben die meisten Expats, die ich getroffen habe gemeint, dass sie es recht einfach hätten verglichen mit diesen 10-14 Stundentage-Geschichten und dergleichen. Ich finde bei deinem Post den untersten Abschnitt am relevantesten. Schon vor 10 Jahren hat es geheissen, dass die Arbeitskultur in ihrer Strenge und Intensität ziemlich lockerer wurde. Viele Japaner in meinem Alter, die ich im Ausgang getroffen habe, haben gesagt, dass sie nur eine 5-Tage-Woche kennen und haben nicht schlecht gestaunt ab meinen Erläuterungen, dass ich 6 Tage die Woche mindestens 10 Stunden am Tag (mit Ausnahmen) körperlich arbeite. Jetzt würde mich noch interessieren, wie gross die Anteile der wöchentlichen Arbeitsstunden sind, bzw. wieviel Prozent der Bevölkerung wie lange arbeitet. Ich will ja den Fakt, dass immer noch viele sich in Japan massiv und dauerhaft überarbeiten.
Bei mir als Gärtner war es jedenfalls so, dass wir viel, lange und hart arbeiteten, aber der Chef gab auch viel zurück und zwischenmenschlich war es alles in allem super. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass ich sehr viele Dinge recht schlecht anging und dass mein Chef viel Geduld mit mir hatte.
Allerdings war trotz Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft die Beziehung nicht die engste. Grossteils war das mein Verschulden, da ich Mühe hatte, die persönlichen Bemühungen des Chefs, vorallem der zwei Mitbewohner anzunehmen. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich dort als Praktikant beschäftigt war. Kost und Logie (und das recht geräumig und komfortabel) wurde vom Chef übernommen und dazu kriegte ich noch umgerechnet ca. 500CHF Sackgeld pro Monat.
Nun noch zum eigentlichen Thema:
Grundsätzlich könnte ich mir sehr gut vorstellen längerfristig in Japan zu wohnen und zu arbeiten. Doch vorallem meine Freunde und die doch noch etwas grössere Freiheit in der Schweiz will ich zurzeit nicht längerfristig aufgeben (wir sind halt schon recht verwöhnt hier in der Schweiz). Falls ich mich doch einmal umentscheiden würde, würde meine Frau (glaube ich) auch mit mir kommen, da ich in fast allem was ich mache für Japan schwärme und sie das immer hören muss... Falls sich einmal die Möglichkeit ergäbe, für ein bis zwei oder drei Jahre eine Weiterbildung zu machen in Japan - ich würde es sofort tun!