Haha funny rubber man go brrrr. World revolution ensues
Man könnte meinen, dass One Piece—die meistverkaufte Comicserie aller Zeiten—keine weiteren Verkaufsargumente benötigt. Und dennoch: Die gewaltige Länge dieser Serie wirkt für einige potenzielle Leser*innen sicherlich abschreckend. Auch ich hatte mich viele Jahre vor dem wahnsinnig ambitionierten Piratenabenteuer des Strohhutbengels und seiner farbenfrohen Crew gedrückt.
Inzwischen bin ich 600 Kapitel tief in dieses Epos hineingedrungen und bereue es, nicht schon früher den Jolly Roger gehisst und mit Luffy und Co. in die See gestochen zu sein. Aber kein Grund zur Unmut: Wer auch jetzt erst mit One Piece anfängt, hat noch genügend Zeit, mit der Geschichte aufzuschliessen, bevor das letzte Kapitel veröffentlicht wird. Das Ende von One Piece wird in die Geschichtsbücher des Otaku-tums eingehen, soviel ist klar. Ein solches Event live mitverfolgen zu können, wird eine einmalige Chance im Leben sein.
Was macht One Piece empfehlenswert? Da gibt es so einiges. Die Erzählkunst von Mangaka Eiichiro Oda ist ein faszinierender Mix. Einerseits ist Oda straight up ein kreatives Genie mit unerschöpflicher Vorstellungskraft und einem wahnwitzig weit vorausdenkendem Sinn für Storytelling. Nicht selten hat mich One Piece mit Enthüllungen komplett umgehauen, die vor hunderten von Kapiteln angedeutet wurden, oder mit wiederkehrenden Charakteren, die ich seit einem Dutzend Arcs nicht mehr gesehen habe. Und wer meint, in dieser Shōnen-Jump-Serie ginge es hauptsächlich darum, wer stärker aufs Maul hauen kann, ist nicht bereit für die unzähligen emotionalen Höhen, die euch auf den Weltmeeren von One Piece erwarten. Keine andere Serie konnte mich auch nur annähernd so oft in eine Tränenpfütze verwandeln, das gebe ich gern und ungeniert zu.
Gibt es ein vergleichbares Werk, das mit solch unerschöpflicher Leidenschaft und Lebensfreude an seine Ideale von Freiheit, Selbstverwirklichung und Willensfamilien glaubt? Und gleichzeitig mit mehr Überzeugung und Kühnheit zum gemeinsamen Kampf gegen Tyrannei und Unterdrückung aufruft? Ein grösseres Herz für Aussenseiter, Abgestossene und Andersdenkende hat? Derart entschlossen und unverfroren dem Horizont entgegen jagt?
Meine Damen, Herren und nicht-binären Freunde: The One Piece is real.
Andererseits muss ich aber auch sagen, dass im Kopf von Oda neben dem Genie auch ein kleiner Kobold wühlt, der ihn regelmässig zu allerlei Unsinn anstiftet. Mehrheitlich harmloser und teilweise ganz lustiger Unsinn; dennoch kommt ein derart umfangreiches Werk nicht ganz ohne gewisse Fettnäpfchen und Schandflecken davon, insbesondere was die Repräsentation von weiblichen und LGBTQ-Charakteren betrifft. Es ist jedoch ein komplexes Werk, dass eindimensionale Kritiken ausschliesst—einige der besten Arcs drehen sich um starke und vielschichtige weibliche Charaktere, ausserdem ist die Serie insgesamt überraschend radikal, positiv und explizit in Bezug auf ihre Queer-Repräsentation.
Nun denn, ich hab noch ein ganzes Stückchen vor mir (inzwischen gibt’s über 1000 Kapitel) und hoffe, dass Oda das bisherige Qualitätsniveau aufrecht halten kann. Ein letztes Wort zum Anime: Die Umsetzung finde ich grösstenteils gelungen, das Pacing kann aber teilweise ganz schön zum Stillstand kommen. Am besten den Manga lesen und die Highlights noch einmal in animierter Form geniessen oder wie ich zwischen Manga und Anima abwechseln.
PS: Der 22. Juli ist in Japan offizieller One Piece Day 😁
Is that how this works? You start watching One Piece and then all of a sudden you can’t shut the fuck about telling other people to watch it? – Some obscure leftist Twitch streamer