Shingeki no Kyojin: Grandioses Opening, Anime mit Hype-Bugwelle und interessantem Setting im Anmarsch, was steck drin - was nicht ...
Genre
Schonungslos, brutal, niederschlagend und mystisch - ein interessantes Setting ohne Frage. Leider aber nicht in letzter Konsequenz umgesetzt, mal wirklich spannend, mal eben nicht. Sicher, irgendwie muss man eine Motivlage etablieren, allerdings wird dabei in Teilen zu sehr auf übliche Charakterentwicklungs-Archetypen zurückgegriffen. Auch diese mystische Bedrohungslage wirkt anfangs zu willkürlich will aber mit Ernsthaftigkeit und einer gewissen Glaubwürdigkeit punkten. Mit fortschreitender Handlung gewinnt das Szenario stückweise aber erst mehr Substanz.
Insgesamt aber haben mich viele Episoden, mit teils starken Momenten, gefesselt und bewegt. Im Rahmen eines Genre-Crossover sehe ich hier aber auch die größten Stärken.
Handlung
Der Handlungsverlauf erweist sich als diffus. Zu Beginn einige Episoden zur Einführung in das Szenario. Darauf folgt ein Abschnitt mit Fokus auf die Characktereinführung/-etablierung. Und dann - geradezu schlagartig die zu erwartende Marschrichtung.
Im weiteren Verlauf zunehmend wechselhaft, in mehrere Richtungen weisende, unerwartete Einschübe - wenn auch teilweise etwas holprig.
Irgendwann ist dann gar nicht mehr so klar wo "die Reise" denn hingehen soll - was ich durchaus begrüße. Stand Episode 22 steht und fällt dieses Vorgehen mit dem Ende, gelingt dort keine halbwegs schlüssige Auflösung ... nunja, wer hat Lost bis zum Ende gesehen?
Ähnliche Problematik, ich bin gespannt.
Mit Ende der Staffel kann ich nun rekapitulieren: dem Handlungsverlauf im zweiten Teil fehlt insgesamt ein roter Faden, denn so wirkt der Verlauf an einigen Stellen zu sprunghaft und willkürlich. Das wäre erzählerisch eleganter möglich gewesen. Das Ende selbst ist etwas enttäuschend. Statt wenigstens mit Teilantworten aufzuwarten, ohne damit die nötige Neugier auf Fortsetzungen zu tilgen, bleibt es weiterhin vollkommen nebulös. Ich kann kaum glauben das zu schreiben, aber ein richtiger Cliffhanger wäre hier tatsächlich besser gekommen.
Charaktere
Hauptfigur + 2 Sidekicks und nach ein paar Episoden eine ganze "Brigade" an Nebenfiguren. Von denen sich eine beträchtliche Menge als Kanonenfutter erweisen wird. Im letzten Handlungsabschnitt kommen nochmals neue relevante Figuren hinzu, und wieder viel Kanonenfutter.
Der hohen Sterblichkeitsrate geschuldet tut man sich also zu Recht keinen gefallen damit überaus tiefgründige und komplexe Charaktere zu etablieren. Im Kern bilden dann später etwa 6 Figuren den "Hauptcast". Denen wird auch ausreichend Profil gegeben, nichts was es nicht schon irgendwo gegeben hätte, aber im Rahmen des Konzepts (Horror-Action-Drama) geht das meiner Meinung nach auch so in Ordnung .
Dialoge
Selbstzweifelüberwindugsmonologe, Schlachtansprachen, Durchhalteparolen - politisch, militärisch und verschwörungstheoretisch machen den Löwenanteil aus. Inhalt und Aussagekraft bewegen sich dabei nie im dümmlichen Niveau, insgesamt geht das bei mir als leicht überdurchschnittlich durch.
Animation & Sound
An dieser Stelle komme ich nicht umhin gleich auf die Intros zu verweisen. Ich finde sie genial! Szenenauswahl, Schnitt, Stil und Musik - perfekt. Besonders das schnell sehr populäre erste Opening hat einen großen Beitrag zum Hype.
Wenn auch immer wieder auf stilisierte Standbildpassagen zurückgegriffen wird und allgemein mehr Dynamik wünschenswert wäre, die Kampfszenen machen das wieder wett - rasant, nüchtern, klasse. Der Zeichenstil ist eher an Realismus angelegt, das ist konsequent und passend zum Setting.
Generell gefällt mir die Musikuntermalung sehr gut, wobei diese mehr zur Atmosphäre beiträgt als alles andere.
Fazit
Wie das immer so ist mit Hype-Sendungen, die Einen schreien "JAWOLL", die Anderen sind enttäuscht. Mir gefällt Attack on Titan sehr gut, ich erwarte wöchentlich gespannt eine neue Episode und hoffe auf eine passable Auflösung. Insofern: Mission gelungen.
Horror-Action-Drama in ungleicher Gewichtung, brutal, kitsch-arm mit arhytmischem und mysteriösem Handlungsverlauf, wem das zusagt: reinschauen!