In diesem Thread wollen wir die kreativen Köpfe diskutieren und zelebrieren, die uns mit viel Talent und harter Arbeit (und leider oftmals unter höchst ausbeuterischen Bedingungen) in die einzigartige, farbenfrohe Welt von Anime transportieren. Welche Director, Animatorinnen, Komponisten, Seiyuus, etc. haben es euch besonders angetan?
Vielleicht werde ich in einem späteren Post auf meine eigenen Favoriten eingehen. Meine eigentliche Motivation für diesen Thread sind jedoch zwei unglaubliche Nachwuchstalente, die mir echte Hoffnung für die Zukunft dieser (insgesamt doch ziemlich bedrückenden) Industrie schenken:
Zuerst einmal hat Keiichiro Saito (geboren 1993) mit Bocchi the Rock! (2022) und Frieren: Beyond Journey’s End (2023-2024) nun gleich zweimal hintereinander Regie geführt für Serien, die sich auf AOTY-Niveau bewegen. Auch bei den jährlichen Awards von Sakugabooru haben beide Serien jeweils die meisten Erwähnungen erhalten, was für einen kaum 30-Jährigen eine wirklich krasse Leistung ist. Das erste Mal ist mir Saito zudem als Episode Director der selten kunstfertigen achten Folge von Sonny Boy (2021) aufgefallen, eine der einprägsamsten Highlights einer ohnehin schon einzigartigen Serie. Für tiefere Einblicke verweise ich wie üblich auf Sakuga Blog; auf jeden Fall bin ich schon sehr gespannt, welches Projekt Saito nach dem Ende von Frieren anpacken wird.
So, und nun kommen wir zu Megumi Ishitani (geboren 1991): Da diese Regisseurin noch ein recht kleines Portfolio aufweist und ihr erster Credit als Series Director noch in den Sternen steht, dürfte ihr Name ausserhalb des One Piece Fandoms noch nicht vielen was sagen. Wer jedoch den triumphalen Siegeszug des kürzlich abgeschlossenen Wano Kuni Arcs von One Piece mitverfolgt hat, ist bereits mehrfach in den Genuss dieser jungen Meisterin gekommen, sowohl als Storyboard Artist, Assistant Director und Episode Director für einige der bedeutendsten und spektakulärsten Episoden der Serie (als auch für die zwei phänomenalen Openings 25 und 26).
Eins muss ich hier besonders betonen: One Piece ist ein globales kulturelles Schwergewicht, dessen tausendstes Kapitel (veröffentlicht 2021) einen Meilenstein in der Geschichte der Mangakunst darstellt. Dass das Animationshaus Toei die Adaption eines solch historischen Kapitels einem Nachwuchstalent wie Ishitani anvertraut hat, spricht daher Bände. Dieses Vertrauen war keineswegs umsonst: Die entsprechende Episode 1015 hat das Piraten-Epos sofort in neue inszenatorische Höhen katapultiert und wird von vielen (inklusive mir) als eine der besten Anime-Episoden überhaupt angesehen. Ishitanis raffiniertes Storyboarding und ihr ausgeprägtes filmisches Gespür machen sich in dieser Episode besonders bemerkbar, von der stimmigen Beleuchtung in imposanten Kompositionen bis hin zu genialen Match Cuts, die wie ein Güterzug einschlagen. Wenn jemand wie Bahi JD, einer der namhaftesten Animatoren der gegenwärtigen Ära, von einer historischen Ehre spricht, Ishitanis Storyboard zu Episode 1015 animieren zu dürfen, dann ist das keine leere Schmeichelei.
Nun denn: So sehr ich mir wünsche, dass Ishitani für die eben gestartete finale Saga von One Piece noch für die ein oder andere Schlüsselepisode beauftragt wird, hoffe ich auch gleichzeitig, dass sie so schnell wie möglich eine eigene Serie unter die Hände bekommt, damit ihr Talent auch ausserhalb von One Piece bewundert werden kann. Eine Filmkarriere wäre auch eine schöne Option, ähnlich wie Mamoru Hosoda, der ebenfalls bei Toei angefangen hat.
https://blog.sakugabooru.com/2022/04/30/the-meteoric-ascent-of-megumi-ishitani-toei-animations-new-heir/