Hatte gestern das wunderbare Privileg, einen Solo-Auftritt der Folk-Sängerin Ichiko Aoaba zu erleben. Was für ein Segen, was für ein Traum.
Ein üppiges Konzert mit Kammerensemble wie etwa in London letztes Jahr (siehe Video) wäre sicher auch unwiderstehlich gewesen, aber Aoba ist wie kaum jemand anderer auf dieser Erde dazu begabt, allein mit ihrer Stimme und Gitarrenkunst ein intimes Konzertlokal in einen magischen Ort voller naturgegebener Wunder zu verwandeln. Ihre mit eigens erzeugtem Vogelgezwitscher und Windesrauschen dekorierten Klangwelten zaubern einen lichtdurchflossenen Wald herbei, in dem man am liebsten auf alle Ewigkeit langsam dahinschmelzen möchte. Bereits als Fan ihrer aufgenommenen Musik hat mich Aobas sanfter, wohltuender Gesang ja schon begeistert, aber erst in einem Live-Setting wurde mir wirklich bewusst, auf welch ausserordentlich hohem Niveau sich Aobas musikalischen Talente bewegen. Besonders klar wurde dies im Vergleich zum Opening Act Melissa Kassab, welche auch sehr gut beim Publikum ankam und schon allein das Eintrittsgeld wert war; als dann aber Aoba die Bühne übernahm, wurde bereits ab dem ersten Song ersichtlich, warum sie die Headlinerin war und nicht umgekehrt (eine solche Power-Level-Differenz erinnert an Shounen-Anime—it's over 9000!!) Womit ich natürlich keineswegs Kassab kleinreden möchte, aber jemanden wie Aoba die Stirn bieten können nur die allerwenigsten Singer-Songwriter. War wirklich eine meisterhafte Performance; dem sanften Tempo der Musik entgegen verging die Zeit wie im Flug.
Weitere Kommentare:
-Ich hab ohne Witz am Tag zuvor von dem Konzert geträumt, so gross war die Vorfreude xD
-Während ihrer Keyboard-Improvisation stimmte Aoba den Song "Merry Christmas, Mr. Lawrence" an, um den kürzlich verstorbenen Ryuichi Sakamoto zu würdigen—eine solche Geste lindert das trauernde Herz...
-Aoba bemerkte auch früh, dass die Leute weiter hinten im Lokal nur eine schlechte Sicht auf die Bühne hatten und bat daher die vorderen Reihen, sich auf den Boden zu setzten—was für eine fürsorgliche Seele <3
-Das Publikum hat Aoba allesamt geliebt, nach jedem Song gabs tosenden Beifall, am Schluss wurde sie noch mit Geschenken überschüttet, es war zu niedlich 🥰
-Ich hab heute auf YouTube gesehen, dass Aoba zwei Wochen zuvor in Atlanta einen neuen, scheinbar Ponyo-inspirierten Song vorgestellt hat. Hätte sie uns in Zürich ebenfalls damit überrascht, wäre ich vor Glück wohl ausgerastet
-Die Genferin Melissa Kassab diente wie gesagt als sehr solider Opening Act; persönliches Highlight war ein wunderbares Cover von Julia Jacklins "Don’t Let he Kids Win"—muss sogar sagen, Kassabs Performance gefiel mir besser als das Original. Trotzdem auch ein grosses Lob an Jacklin, ein wirklich toller Song mit Lyrics, die in die Seele gehen.