Ich bin auch nicht der Meinung, dass früher alles besser gewesen sei. Wie schon Harleyquinn sagte, ist die Menge an ausgestrahlen Anime heute um ein mehrfaches grösser als früher (bis Mitte der Neunziger liefen z.B. pro Anime-Season höchstens 10-15 neue Anime an. Heute sind es teils mehr als 50).
Nichts desto trotz ist in der (japanischen und englischen) Fachliteratur über Anime oft die Rede von den "goldenen Achtzigern". Das heisst jetzt nicht unbedingt, dass damals einfach die besseren Anime produziert wurden, sondern dass in dem Jahrzehnt gleich eine ganze Ladung an Serien und Spielfilmen gab, die das Genre bis heute grundlegend geprägt haben. Da wären z.B. TV-Serien wie Urusei Yatsura (Grand-Daddy aller heutigen RomComs), Dragon Ball (ohne DB kein Naruto & co.) und sonstige Mega-Hits, die zuerst als Manga im Weekly Shounen Jump liefen (Saint Seiya, City Hunter, Kinnikuman, usw.); aber vor allem technisch sehr aufwändige, da alles noch von Hand animierte Spielfilme mit interessanten & gewagten Handlungen für Erwachsene. Da wären also Akira, Wings of Honneamise, Dagger of Kamui, Nausicaä, Laputa, Venus Wars, u.s.w. Das sind alles Anime, die mich bereits früh geprägt haben und die ich auch heute noch sehr mag. Einige halte ich besser als der durchschnittliche Einheitsbrei von heute, bei anderen kann ich wiederum verstehen, dass sie mittlerweile nicht mehr bekannt und beliebt sind, u.a. weil sie auch schlecht gealtert haben.
So gesehen habe ich ein Faible für ältere Anime, pre Anno 2000, Ich mag es sehr, wenn alles noch von Hand ist mit optischen Tricks. Auch gerade Spezialeffekte bei Mecha-Serien und Filmen gewinnen für mich dadurch Leben, dass man die Handschrift eines bestimmten Animators deutlich erkennen kann (z.B. den "Itano Circus), wohingegen mich CGI-Orgien oft kalt lassen. Ich mag gleichzeitig jedoch auch moderne Anime und bin von deren Zeichen- und Animationsstil nicht abgeschreckt. Mich stören vielmehr ausgelutschte Genres und Klischees, die sich immer wiederholen, weil die Zuschauerschaft nach ihnen verlangt. Was ich auch etwas schade finde, ist die kurze Anzahl an Episoden, die man einer Geschichte gibt. Zuerst waren 52+ Folgen die Norm, dann wurden es 39, für eine lange Zeit waren es 26 Folgen, und seit bald 20 Jahren sind es nur noch 12/13 Folgen, mit etwas Glück kommt noch eine zweite Season hinzu. Eine SF-/Abenteuerserie wie Nadia - Secret of Blue Water ist heute kaum noch denkbar, leider.